Monday, 20 August 2007
Das Märchen von Appu
(hethitisches Märchen)
Der weise Sonnengott, die gerechten Menschen erhöht er, und die schlechten Menschen, wie einen Baum biegt er sie und zerschlägt immer wieder den Schakschakilusch auf ihren Köpfen und vernichtet sie damit.
Eine Stadt mit einem Namen, Schudul, und dort ein Land, Lulluwa. Dies Land hat sich am Meer niedergelassen, an dessen Ufer. Und dort oben am Meer, ein männlicher Mann, mit diesem Namen: Appu. Der Reichste ist er in der Gegend am Oberen Meer, an Rindern und Schafen ist ihm viel, Silber, Gold und Lapislazuli, diese drei aber häuft er zu ganzen Huwigatars auf. Und ihm fehlt nichts.
Und ihm fehlt eine Sache, ein Sohn, eine Tochter sind nicht vorhanden. Zum Essen sitzen die Ältesten von Schudul, und jener gibt seinem Sohn Brot und Fleisch, und jener gibt seinem Sohn zu trinken. Appu aber gibt nicht das Brot niemandem.
Appu erhob sich. Der Opfertisch war mit Leinen verhüllt. In sein Haus ging er, ins gebettete Bett legte er sich mit seinen Stiefeln. Das Weib von Appu fragte die Hausgenossen aus: Niemals hat er mich unten angegriffen! Wird er mich jetzt unten angreifen? Und sie legte sich zum angezogenen Appu ins Bett. Appu, er fuhr hoch vom Schlaf, und seine Gattin fragte ihn aus: Niemals hast du mich unten angegriffen! Hast du mich denn jetzt unten angegriffen? Appu hörte ihr zu und sprach: Ein Weib bist du und von weibischer Art, und nichts verstehst du davon!
Und Appu erhob sich, nahm ein weisses Lamm und begab sich zum Sonnengott. Der Sonnengott blickte vom Himmel herab. Er wurde zum jungen Mann und begann Appu auszufragen: Welche ist deine Sünde? Ich will sie dir abnehmen.
Appu hörte zu und erwiderte: Güter sind mir, und Rinder und Schafe, und eine Sache fehlt mir, ein Sohn, eine Tochter sind mir nicht gegeben. Der Sonnengott antwortete ihm: Geh! Und trink! Und trink dich satt! Zu dir ins Haus geh! Und beschlafe gut deine Gattin im Bettzeug! Im Bett geben dir die Götter einen Sohn.
Appu ging nach Schudul zurück, der Sonnengott aber ging in den Himmel hinauf. Dem Sonnengott sah der Wettergott schon von weitem entgegen, und er sprach zu seinem Wesir: Zum ersten Mal zeigt er sich, der Sonnengott, der Hirte der Landesbewohner! Das Land, ist nicht irgendwelches zugrunde gegangen, oder die Städte, sind nicht irgendwelche verödet, oder die Truppen, sind nirgendwo welche bekämpft worden? Beauftrage er den Koch, den Mundschenk, zu essen und zu trinken gebe man ihm!
Und der Sonnengott kam zum Wettergott, und nichts ass er, und nichts trank er. Dem Sonnengott der Wettergott zusah, und er begann ihn auszufragen: Warum isst du, trinkst du nichts? Ist mein Koch schlecht, der dich bekocht, und ist mein Mundschenk schlecht, der dir einschenkt? Der Sonnengott hörte ihm zu und erwiderte: Dein Brot und dein Fleisch und dein Bier habe ich verschmäht aus diesem Grund: Dein Koch, dein Mundschenk, sie sind schlechte Menschen.
Der Wettergott hörte ihm zu; er wurde zornig, begann zu fluchen und sprach: Meine Schwester, Ischtar, die Königin von Ninive, nicht wird sie verschmähen mein Brot und mein Fleisch, und nicht wird sie verschmähen mein Bier! Der Sonnengott hörte ihm zu und erwiderte: Ich höre dich fluchen, und darum gehe ich nun!
Der Sonnengott ging. Der Wettergott aber trank, und er trank sich satt. Und der Wettergott wurde zum jungen Mann; er ging zum Haus des Appu, und gut beschlief er das Weib von Appu im Bettzeug, und fünfmal nahm er sie, und noch zehnmal nahm er sie.
Appu, als er in sein Haus kam, den Wettergott sah er von weitem in seinem Bett, in seinem eigenen. Am Tempel seiner Hausgötter sprach Appu: Meine väterlichen Götter, ihr habt nicht den rechten Weg ergriffen und den schlechten Weg gehalten. Den Opfertisch will ich nun decken! Und der Wettergott ging in den Himmel hinauf.
Und das Weib von Appu begann voll zu werden: erster Monat, zweiter Monat, dritter Monat, vierter Monat, fünfter Monat, sechster Monat, siebenter Monat, achter Monat, neunter Monat, der zehnte Monat trat ein, und sie gebar einen Sohn. Die Amme setzte den Sohn dem Appu auf die Knie. Appu, er begann sich zu freuen über den Sohn und schaukelte ihn, und er gab ihm den süssen Namen Schlecht: Damals haben meine väterlichen Götter nicht den rechten Weg ergriffen und den schlechten Weg gehalten, und darum sei ihm der Name Schlecht!
Zum zweiten Male begann das Weib voll zu werden: erster Monat, zweiter Monat, dritter Monat, vierter Monat, fünfter Monat, sechster Monat, siebenter Monat, achter Monat, neunter Monat, der zehnte Monat trat ein, und sie gebar einen Sohn. Appu, er begann sich zu freuen über den Sohn und schaukelte ihn, und er gab ihm den süssen Namen Gerecht: Damals haben meine väterlichen Götter den rechten Weg ergriffen, und darum sei ihm der Name Gerecht!
Die Söhne von Appu wuchsen heran und wurden erwachsen, und Männer wurden sie dem Alter nach.
Als die Söhne von Appu herangewachsen waren, als sie erwachsen und dem Alter nach Männer waren, da teilte Appu seine Schätze unter ihnen auf. Das Haus aber teilte er dabei nicht. Bruder Schlecht sprach also zu seinem Bruder Gerecht: Wir wollen es teilen und uns getrennt niederlassen! Bruder Gerecht hörte ihm zu und erwidere: Wer soll denn dieses Haus teilen als unser Vater?
Und Bruder Schlecht sprach zu Bruder Gerecht: Wie die Berge getrennt stehene mögen, wie die Flüsse getrennt fliessen mögen und die Götter, wie sie getrennt sitzen mögen, lasse dir davon berichten. Der Sonnengott setzt sich nach Sippar, die Mondgöttin, sein Schwester, aber nach Kuzina. Der Wettergott setzt sich nach Kumija, doch die Ischtar nach Ninive. Die Nanaja setzt sich nach Kischana, aber nach Babylon setzt sich Marduk. Die Götter, wie getrennt sie sitzen mögen, wollen wir uns ebenso getrennt niederlassen!
Bruder Schlecht und Bruder Gerecht begannen zu teilen. Und die Hälfte nahm Bruder Schlecht, und die Hälfte gab er Gerecht, seinem Bruder. Aber sie hatten auch einen Pflugochsen und eine Kuh, und den Pflugochsen, dieses gute Rind, Bruder Schlecht nahm es, und die Kuh, dieses schlechte Rind, seinem Bruder Gerecht gab er es. Doch der Sonnengott blickte vom Himmel herab und sprach: Die Kuh von Gerecht, die schlechte Kuh, gut soll sie werden, voll soll sie werden und ein Stierkalb gebären!
Und die schlechte Kuh, die Kuh von Gerecht, sie begann voll zu werden: erster Monat, zweiter Monat, dritter Monat, vierter Monat, fünfter Monat, sechster Monat, siebenter Monat, achter Monat, neunter Monat, der zehnte Monat trat ein, und sie gebar ein Stierkalb. Gerecht, er begann sich zu freuen über das Stierkalb und schaukelte es und sprach: Heranwachsen wird es, ein Ochse wird es sein, und gut wird er ziehen meinen Pflug!
Das Stierkalb von Gerecht wuchs heran und kam in das Alter, wo es unten geschnitten werden musste.
Als das Stierkalb von Gerecht herangewachsen war, als es unten geschnitten und erwachsen war, da war es ein Ochse, und gut zog er den Pflug von Gerecht. Bruder Schlecht, als er das sah, da gefiel ihm der Ochse, dieses gute Rind, und er sprach zu seinem Bruder Gerecht: Wohlan, Bruder Gerecht, du hast ein gutes Rind, und ich werde ihn zu meinem Ochsen ins Joch spannen, und beackern werde ich alle Felder, die Deinigen so wie die Meinigen!
Bruder Schlecht beackerte die Felder, seine eigenen wie die seines Bruders, doch am Abend führte er den Ochsen von Gerecht in sein Haus, in sein eigenes. Bruder Gerecht, als er das sah, da ging er zu ihm und sprach: Bruder Schlecht, haben wir nicht das Haus unseres Vaters geteilt zu gleichen Teilen? Und hast du nicht meinen Pflugochsen, dieses gute Rind, in dein Haus geführt? Doch der Ochse von Gerecht, dieses gute Rind, Bruder Schlecht gab ihn nicht zurück.
Der Opfertisch war mit Leinen verhüllt. Gerecht erhob sich, nahm ein weisses Lamm und begab sich zum Sonnengott. Der Sonnengott blickte vom Himmel herab und wurde ein junger Mann, und er begann, Gerecht auszufragen: Welches ist deine Sünde? Ich will sie dir abnehmen.
Gerecht hörte zu und erwiderte: Das Haus meines Vaters, Bruder Schlecht hat es geteilt mit mir und mir die schlechte Kuh gegeben. Die Götter haben die Kuh voll gemacht und mir einen Ochsen geschenkt. Doch Schlecht, mein Bruder, er hat meinen Ochsen fortgeführt in sein Haus, in sein eigenes! Der Sonnengott hörte ihm zu und sprach: Geh! Ins Haus deines Bruders geh! Und trink mit ihm! Und trinkt euch satt! Zu ihm ins Haus geh, und er soll dir den Ochsen geben oder mit dir nach Sippar ziehen!
Dem Bruder Gerecht sah Bruder Schlecht schon von weitem entgegen, und er gab ihm Brot und Fleisch zu essen, und er gab ihm Bier zu trinken. Und Bruder Schlecht und Bruder Gerecht, sie tranken und tranken sich satt. Doch den Ochsen, dieses gute Rind, Bruder Schlecht gab ihn nicht zurück an Gerecht, seinen Bruder. Sie kamen nach Sippar, und der Sonnengott, der sich um die gerechten Menschen kümmert, er erhöhte Bruder Gerecht und liess ihn den Streit gewinnen.
Bruder Schlecht, als er davon erfuhr, er verfluchte den Sonnengott und sprach: Meine väterlichen Götter, die Götter meines Hauses, ich will sie um Rat fragen! Der Sonnengott hörte ihm zu und sprach: Ich habe dir zugehört, Bruder Schlecht, und jetzt werde ich nicht mehr richten! Es soll entscheiden Ischtar, die Königin von Ninive!
Und sie kamen nach Ninive, und Ischtar begann zu sprechen: Ihr sollt hier bei Ninive ins Feld ziehen, und der Sieger soll erhöht werden! Bruder Schlecht und Bruder Gerecht zogen bei Ninive gegeneinander ins Feld, und Bruder Schlecht wurde erhöht. Er kehrte zurück in das Land Lulluwa, die Stadt Schudul, dort oben am Meer.
Der Sonnengott blickte vom Himmel herab. Er wurde ein junger Mann und begab sich zu Bruder Schlecht. Dann begann er ihn folgendermassen auszufragen: Schlecht, hast du nicht den rechten Weg ergriffen, sondern den schlechten Weg gehalten und Gerecht, deinen Bruder, vor Ninive erschlagen? Darum verfluche ich dich und dein Land!
Als der Sonnengott gesprochen hatte, zerschlug er immer wieder den Schakschakulisch auf dem Kopf von Gerecht und vernichtete ihn damit. Und die Feldfrüchte des Landes Lulluwa liess er verdorren, und die Stadt Schudul am Oberen Meer, er liess sie von fremden Truppen bekämpfen.
Die Stadt Schudul und die Gegend am Oberen Meer, er liess sie veröden, denn der weise Sonnengott kümmert sich um die Gerechten, die er ständig erhöht, und die Schlechten biegt er wie einen Baum.
(Anm.: es handelt sich um eine Kombination aus Nachdichtung und Übersetzung der Originaltexte in Keilschrift-Hethitisch; der Originaltext ist leider nur lückenhaft überliefert, wobei ich versucht habe, bei der Syntax den - zugegeben etwas monotonen - hethitischen literarischen Stil unverfälscht wiederzugeben)
Sunday, 19 August 2007
Intro (English)
once
god created the banana
for no particular reason at all
it grew and grew
and god saw that it was good
but then
came humankind
picked the banana and ate it
so god grew angry
and furiously spoke thusly:
man
thou destroyest my creation
with thy bowels
useless creature that thou art
therefore
thou willst be banned from paradise
as of now
thou art not worthy of living under my roof
from now on
thou shalt work
by the sweat of thy brow
and makest thyself
all that thou cravest for
so that thou shalt see
besides pleasure and delight
bitter hardship too
this is to be thy righteous punishment
for in thy haughtiness
thou wanted to be the equal of mine
man
however
said
thank you very much
and left for good
with no regrets
for it was deadly boring in paradise anyway
was es ist
viel leichter
als
zu sagen
was es ist
ist
zu sagen
was es
nicht ist
(Anm.: gewidmet Erich Fried)
gstanzln (kosovo)
am balkan im kosovo drin
dort san lauter ausländer drin
lauter serben und albaner und
kane hiesign
jo im kosovo san kane hiesign drin
und drum hams so vü gschossn do drin
und hättns net so vü gschossn do drin
jo dann waratn lauter hiesige drin
daham bist in da hamat und
des is dort wo ma lebt und
wo ma streit und schiasst do is ka hamat net und
wo ka hamat is is kane net
[mühlviertlerische version]
am balkan in kosovo drin
doat hand laudda auslända drin
laudda serbn und albana und
koane hiesign
jo in kosovo hand koane hiesign drin
und drum haums so für gschossn do drin
und hedns ned sofü gschosn do drin
jo daun waradn laudda hiesige drin
jo dahoam bisd in da hoamad und
des is doadd wo ma lebd und
wo ma streidd und scheosd do is koa hoamad ned und
wo koa hoamad is is koane ned
(Anm.: die Kosovo-Gstanzln sind ein Versuch zu erklären, warum plötzlich im Kosovo keine Einheimischen, sondern nur mehr Ausländer leben)
Intro (Deutsch)
einst
schuf gott die banane
zu keinem bestimmten zwecke
sie wuchs und wuchs
und gedieh ganz prächtig
und gott sah, dass es gut war
doch
als der mensch
die banane pflückte
da stieg ihm
die zornesröthe ins gesicht
und er sprach:
mensch
du zerstörest mein lebenswerk
mit deinem magen:
du verdorbene creatur!
ich will dich verjagen
aus meinem paradies
denn du bist nicht würdig einzugehen unter mein dach!
hinfort sollest du
im schweisse deines angesichts
die dinge schaffen und erschaffen
derer dich gelüstet
damit du erkennst
ausser dem genusse
auch die mühsal!
diese strafe, mensch, sei dir auferlegt
denn ebenbürtig wolltest du mir sein
der mensch aber
dankte ihm
und ging
denn furchtbar quälte ihn
die langeweile im paradies
netter kerl
frau
du bist ein netter kerl
und dazu hübsch & klug
und ich mag dich
aber
solche wie dich
kenn ich drei
und alle
wollen sie
den traummann
und von ihm erobert werden
tut mir leid
da kann ich nicht dienen
liebe deinen nächsten
niemand
hasst mich
so sehr
wie ich mich selbst
damit
erfülle ich
- über soll -
das christliche gebot:
liebe deinen nächsten wie dich selbst
Daniil Charms zu Ehren
Daniel Iwanowitsch Juwatschow Charms
Daniil Charms liebte es, die Leute an der Nase herumzuführen. Wenn er keine rechte Lust hatte zu schreiben, dann ging er einfach auf die Gasse, beobachtete die Leute und schrieb auf, was er sah.
Es machte ihm grosse Freude den Leuten weiszumachen, dass das Kunst sei. Das war leicht für Daniil Iwanowitsch, müssen Sie wissen, denn in jenen Tagen betrachtete man alles, was er schrieb, als Kunst.
Und so sind jene Notizen entstanden, für die Daniil Iwanowitsch so berühmt geworden ist, auch wenn sie nur vom ganz normalen Alltag in Russland berichten - kleine Geschichten wie diese:
Jakow Jakowlew war zufrieden. Soeben hatte ihm der Scherenschleifer Wanja sein Messer geschliffen, und es war so scharf, dass man damit Haare spalten konnte.
– Unsinn, – sagte sich Jakow Jakowlew, – wozu Haare spalten? Da wüsste ich was besseres!
Und Jakow Jakowlew begann sich nach Leuten umzusehen, denen er die Kehle durchschneiden könnte.
Der Newskij Prospekt war fast leer. Der dreckige Hals des Scherenschleifers Wanja kam nicht in Frage für sein schönes Messer. Der Milizionär an der Ecke? – Nein, - sagte sich Jakow Jakowlew, – er ist noch im Dienst und tut ja auch nur seine Pflicht. Die Petrowna ging mit ihrer Tochter Olga vorüber und beide grüssten ihn recht freundlich. – Jaja, die Olga, – dachte sich Jakow Jakowlew, – hübsch ist sie ja nicht gerade, aber an der ist wenigstens was dran, vorn und hinten, und erst die Mitgift! Jakow Jakowlew hatte sich nämlich schon überlegt, ob er um ihre Hand anhalten sollte. Gut, dann bliebe nur noch Alexej Alexejewitsch, doch mit dem wollte er nichts mehr zu tun haben. Denn Alexej Alexejewitsch hatte ihn einmal einen Scheisskerl genannt, weil ihm Jakow Jakowlew seit einem Jahr zwölf Rubel und dreissig Kopeken schuldete.
– Ach was, – sagte sich Jakow Jakowlew, – ich bin ebensogut wie sonstwer!
Mit diesen Worten schnitt er sich die Kehle durch, und Jakow Jakowlew fiel tot um. Das Blut spritzte nur so auf die Strasse, es war wirklich eine grosse Schweinerei. Der Scherenschleifer Wanja war neugierig geworden und schaute sich die Bescherung an.
– Wanja, du Bauernlümmel, – röchelte Jakow Jakowlew zornig, – na warte, dich krieg ich noch!
(Anm. zur Urheberschaft: diese Episode ist von mir verfasst worden, in Nachahmung des Stils von Daniil Charms - es handelt sich also nicht um ein Plagiat, sondern um eine ehrfurchtsvolle Verneigung vor seinem Gesamtwerk; weiters könnte man für nicht ortskundige hinzufügen, dass der Newski Prospekt in Sankt Petersburg nicht leer ist, niemals.)
Liebe ist ...
der general
general: ich bin der senile general.
bursch: und ich sein begriffsstutziger bursch.
general: der feind ist der feind.
bursch: wo ist der feind?
general: das ist ein befehl!
bursch: gschamsta diena!
general: metzeln wir.
bursch: wir metzeln?
general: den feind. das ist ein befehl!
bursch: gschamsta diena!
general: metzeln! mit an hurra!
bursch: metzeln! metzeln!
general: lass mir die dirn kommen.
bursch: die dirn! zu befehl!
general: ich dinier derweil.
bursch: diniern. zu befehl!
general: ich dinier mit der dirn. ha-ha! ha-ha-ha!
bursch: ha-ha! gschamsta diena!
general: ihr gehts metzeln - metzeln, ja! derweil dinier ich mit der dirn.
bursch: metzeln. zu befehl! die dirn - wo bleibt die dirn!
general: den feind metzeln, den feind! der feind ist der feind.
bursch: gschamsta diena! den feind! den wer'ma scho finden, den feind! na wart, du feind!
general: so is' brav! und dass' ma schön metzeln tuts, ja?!
bursch: jawoll! zu befehl!
[Anm.: entstanden als Reaktion auf die jugoslawischen Bürgerkriege in den 1990ern; "Hurra!" war der Schlachtruf zu Zeiten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, er ist noch im 1. Weltkrieg beim Angriff aus den Schützengräben heraus von den Soldaten gerufen worden]
Sprachkultur
Sprachkultur
wean - motschkanlaund - frogn
graz - nix sogn
wean - keppln
laund - hoelfn
graz - ignoriern
wean - aunredn
laund - grapschn
graz - schaun
[Anm.: diese Unterschiede sind keine Illusion: in Graz hält man Distanz, in Wien nicht, beide sind 'anonyme' Städte - am Land dagegen ist man 'manueller' orientiert, was man nun positiv und/oder negativ sehen kann]